Zum Leben mit einem Kind gehört unweigerlich dazu, dass eigene Kindheitserinnerungen geweckt werden. Für mich stellt es einen besonderen Reiz des Eltern-Seins dar, durch meinen Sohn immer wieder Gelegenheit zum frischen Anfängerblick geschenkt zu bekommen und Dinge und Situationen zu betrachten, als wäre es das erste Mal. Und durch die Beobachtung und das Miterleben gibt es auch immer wieder Anlass für interessante persönliche Rückschau.
Heute geht es mir um ein Vehikel dieser Erinnerungen: die Sprache. Dieser Tage irritierte mich bereits mehrfach, dass hier in Bayern die Kinder beim Fangenspielen augenscheinlich „Du bist es“ sagen, wenn ein neuer Fänger feststeht, während mir aus meiner rheinischen Kindheit „Du bist“ im Ohr ist. Jedes Mal zucke ich zusammen und in mir rührt sich das Kind, das „Ätschbätsch, du hast es nicht kapiert, falsch gesagt!“ rufen möchte. Eher possierliche Neuerungen in meinem Kindervokabular sind „Aus der Bahn, Kartoffelschmarrn“ zum Tempomachen an der Rutsche, und natürliche das eindeutig bayrische „Schmarrn machen“, wenn mein Sohn mit bestem Schurkenschmunzeln im Gesicht von seinen Schandtaten eines 4-jährigen „Lausers“ im Kindergarten berichtet.
Fernab aller Irritationen – oder gerade durch sie – muss ich eingestehen: Die besten Nachmittage auf dem Spielplatz sind die, wenn mein eigenes inneres Kind durch Sprache, Beobachtung, Erinnerung sanft angetriggert ist und ich mich energiereich und toblustig mit ins Getümmel stürzen kann.