Kürzlich fragte mich jemand, warum Hakomi eine Körperpsychotherapie sei, bzw. was denn überhaupt Körperpsychotherapie bedeute. Eine gute Frage. Beim Hakomi wird tatsächlich mit konkreter Körperberührung gearbeitet, z.B. wenn der Therapeut oder die Therapeutin die Arbeit, die ein angespannter Körperteil sowieso immer verrichtet, für den Klienten übernimmt und so sichtbar werden kann, welcher tiefere Sinn sich dahinter verbirgt. Oder wenn der Therapeut sich zur Verfügung stellt, damit der Klient in einem achtsamen Zustand erforschen kann, wie es ist, sich einmal bei jemandem anlehnen zu dürfen oder eine unterstützende Hand gereicht zu bekommen. Ob diese Unterstützung überhaupt ankommen darf, oder ob innere Beschützer auf den Plan treten, die heftig dagegenreden.
Neben diesen konkreten körperlichen Interventionen aber, und weit über sie hinausgehend, lädt Hakomi als Therapieform dazu ein, den Körper stets in das Feld der eigenen Aufmerksamkeit mit einzubeziehen. Achtsam sein heißt auch, mitzubekommen, wie gerade in diesem Augenblick das eigene körperliche Befinden und Empfinden ist. Ob sich die Beklemmung, die Angst oder das Glücksgefühl, von denen ich gerade erzähle, in einer Körperregion mit einer bestimmten Empfindung niederschlagen. In der Verlangsamung des achtsamen Klimas, in dem die Therapiestunden stattfinden, wird der Blick frei auch für diese Körperebene. Der Therapeut wird sogar gezielt nachfragen und helfen, die eigene Wahrnehmung noch tiefer werden zu lassen. Die Körperlichkeit wird also immer mit beachtet und auch über die spannendste Erzählung nicht aus den Augen verloren – wie wirkt sich das, was du gerade erzählst oder durchlebt, auf dein körperliches Empfinden aus? Magst du dort einmal einen Moment innehalten und ganz genau hinspüren?
Der Körper ist ein wichtiges Barometer für den eigenen Zustand. In den Körperzellen sind alle Erfahrungen und die eigene persönliche Geschichte gespeichert. Nicht ohne Grund sind meine Schultern schützend hochgezogen, nicht ohne Grund hebe ich schnell abwehrend die Hand, wenn es mir zu eng wird. Der Körper erzählt und liefert wichtige Informationen über die Grundanschauungen, die diesen Menschen in seinem Leben begleiten und ihn geformt haben. Und das Gute ist – es funktioniert auch in die andere Richtung. Über den Körper und durch eine Miteinbeziehung des Körpers in die Therapie können auch „heilende Erfahrungen“ vermittelt werden. Neue Bahnen werden gelegt, wie sich der Körper auch fühlen kann, und körperliche Spannungen können sich lösen, wenn die dahinterliegenden seelischen Themen Beachtung gefunden haben. Dies ist der Pfad, den wir im Hakomi verfolgen: umfassend die Spuren unserer Geschichte in unserem System erforschen, und dort, wo Veränderung gewünscht ist, durch konkrete Erfahrungen, die den Körper einbeziehen, auf ganzheitliche und nachhaltige Weise neues Erleben jenseits unserer Automatismen eröffnen.