Fraglosigkeit

Eine Qualität, die mich in meinem Alltag interessiert, ist Fraglosigkeit. Gegen was in meinem Leben erhebt kein Teil von mir Einspruch, wo ziehen alle Persönlichkeitsanteile diskussionslos mit, so dass das Ich sich ganz in einem Tun auflöst, das sich nicht länger selbst reflektiert? Reine Präsenz in Aktion.

Handeln, das aus der Fraglosigkeit erwächst, das fraglos ist, ist mühelos und leicht. Es gibt keinen Widerstand. Nicht innen, und in der Regel auch nicht außen. Selbstverständlichkeit ist ein anderes Wort dafür. Klingt nicht so schwierig – doch wie erreicht man sie, wenn die Selbstverständlichkeit mal nicht so selbstverständlich ist in einer Lebensphase? Im Zen-Buddhismus gibt es ganze Literatur zur verwandten Frage der Absichtslosigkeit, auch und gerade beim stillen Sitzen. Wie gelangt man jenseits des „um … zu“? Dorthin, wo alles ineinanderfällt, kein Denker und auch kein Beobachter mehr zu identifizieren ist. Dort liegt der wahre Sinn, und der fühlt sich leicht an. Ich tue nichts in einer bestimmten Absicht. Ich tue es, weil es mir das Natürlichste, das Selbstverständlichste der Welt ist. Ich bin eins mit dem Handeln.

Wann in der Chronologie des menschlichen Heranwachsens beginnt der energiebindende innere Widerstreit? Muss zwangsläufig die Kluft aufreißen zwischen dem eigenen Wunsch und dem, was das Umfeld einem abzuverlangen scheint? Haben Sie noch eine Erinnerung an Ihre erste, völlig natürliche Seelensehnsucht aus der Kindheit? Was erfüllt Sie? Bei welcher Tätigkeit, in welchen Situationen und mit welchen Menschen werden Sie seidenweich von Fraglosigkeit getragen? Wo gibt es keine Fragen?

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