„Könnte sein“ vs. „Da gibt’s noch was“

Vielleicht kennen Sie das auch – es gibt so viele Dinge, die Sie tun *könnten*. Dinge, die Sie beruflich voranbringen würden. Die Ihrer Gesundheit zuträglich wären. Die in der Wohnung schon seit langem erledigt werden müssten.

Woher kommen eigentlich diese Ideen? Wer flüstert sie Ihnen ein? Dass Sie sie nicht in die Tat umsetzen, oder nur unter Mühen und mit einigem Widerstand, spricht dafür, dass diese Vorhaben nicht von Ihrer ganzen Person vorbehaltlos unterstützt werden (siehe Fraglosigkeit – Handeln, in dem alles zusammenfällt). Ist es vielleicht der ehrgeizige Vater, der in Ihrem Inneren weiter darauf hinwirkt, dass aus Ihnen etwas Anständiges wird? Ist es die ordentliche Mutter, die meint, Sie sollten doch ja auch die Unterwäsche bügeln?

Das Feld des „könnte sein“ ist unendlich. Dies gilt auch für den Bereich der Selbstverwirklichung, für das, was uns erfüllt und glücklich macht. Wäre ich vielleicht endlich glücklich, wenn ich nur Yogalehrerin wäre? Sollte ich mein Talent als Sängerin der Welt nicht länger vorenthalten? All diese Überlegungen binden Energien und verhindern letztlich wirkliches Handeln. Die Aktivität findet nur im Denken statt.

Im Kontrast zu diesem hypothetischen Denkfeld der Möglichkeiten und den eigenen eher rationalen Überlegungen dazu gibt es auch eine andere Quelle für Inspirationen. Stille und Leere, wie man sie in der Meditation finden kann. In der Leere, und ohne dass man danach sucht, scheinen manchmal plötzlich Ideen auf, Möglichkeiten des Seins, Verhaltens, Begegnens, die Sie selbst aufgrund Ihrer Prägungen und Erfahrungen so gar nicht auf dem Schirm hatten. Das können ganz neue Wege sein, oder alte, längst vergessene, die unter der Eigenräson vergraben lagen.

Das Aufblitzen von Ideen in einem Zustand der inneren Stille und Sammlung hat den Charakter von „da gibt’s noch was“. Es ist ein Schauen neuer Möglichkeiten. Möglichkeiten, zu denen Sie niemand drängt, die niemand in irgendeiner Form bewertet. Sie können sich ihnen zuwenden. Oder auch nicht. Sie haben die Wahl – man könnte auch sagen, Sie lassen sich finden vom Weg. Solche spontan entstandenen inneren Bilder tragen meiner Erfahrung nach die Kraft zu einer leichten Umsetzung in die Welt der äußeren Erscheinung in sich.

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